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Matthä-Hofmann-Ausstellung findet breites Interesse
Wie bereits berichtet, fand kürzlich im Kassenraum der Volksbank
Pfullendorf die Eröffnung der von Walter Rusch organisierten
Ausstellung der Werke des 1929 verstorbenen Bürgersohnes Matthä
Hofmann statt. Sie spezialisiert sich ausschließlich auf das Thema
"Ansichten von Pfullendorf". Der Vorstand der Volksbank hatte zu dieser
Vernissage eingeladen, um die gesamte Bevölkerung und nicht nur einen
bestimmten Personenkreis anzusprechen.
In Anwesenheit des Vorstandes der Bank, Pinnschmidt und Groß, konnte
Bankbevollmächtigter Heinz Keller nicht nur eine stattliche Anzahl an
Einwohnern aller Schichten, sondern besonders die beiden Enkel des
Künstlers, Walter Hofmann aus Konstanz und Oskar Oes aus Zürich
begrüßen. Die sehr vielseitigen Zeichnungen sollen, so Keller,
einem möglichst großem Kreis der Bevölkerung das damalige
Pfullendorf vor Augen führen, wie es Matthä Hofmann um die
Jahrhundertwende gesehen und erlebt hat.
Die anschließenden Ausführungen von Walter Rusch als
glücklicher Entdecker des Künstlers gaben einen kurzen
Abriß über das Leben und Schaffen dieses Mannes. In einem
Gespräch mit dem Südkurier-Mitarbeiter gab Walter Rusch gerne
Auskunft über das Ergebnis seiner bisherigen Nachforschungen. Nach
dem Sinn und Zweck dieser Ausstellung gefragt, gab Rusch eine sehr klare
Antwort:
Jeder interessierte Besucher sucht in der Betrachtung der Zeichnungen eine
Beziehung zu jener ehemals "guten alten Zeit", wie sie nach festgehaltener
Meinung Hofmanns um die Jahrhundertwende geherrscht hat. Rusch sieht auch
seine selbst gestellte Aufgabe darin, das Leben und Schaffen des
Künstlers der Öffentlichkeit durch Vorträge und
Ausstellungen nahezubringen. Vor allem sollen diese Werke der Nachwelt
erhalten bleiben.
Mögen sich auch die Geister wegen der Zumessung des Kunstwertes
seiner Werte streiten, so Rusch, stehe doch fest, daß sie von
jedermann begriffen und verstanden werden und einen historischen Wert
darstellen. Dies und nichts anderes habe Hofmann mit ihnen erreichen
wollen. Schon allein die Tatsache, daß er in den Zwanziger Jahren im
Auftrag der Stadt Pfullendorf 52 Ansichten historischer Gebäude im
Bild festhielt, erhärtet diese Ansicht. Leider sind diese Zeichnungen
während der Besatzungszeit nach dem 2. Weltkrieg spurlos
verschwunden. Rusch will mit dieser Ausstellung aber auch der abstrakten
Kunstform etwas Konkretes und Reales entgegensetzen.
Zum Leben und Wirken Matthä Hofmanns selbst hatte Walter Rusch
unserem Berichterstatter einiges vorzusetzen: Der 1866 in Pfullendorf
geborene Matthä ging nach seiner Malerlehre im Alter von 19 Jahren
"auf die Walz". Sein Fußweg führte ihn von Pfullendorf
über Mühlhausen/Elsaß, Würzburg, Leipzig nach
Dresden. Dort wollte er vermutlich an einer der damals bekanntesten
Kunstakademien unterkommen, was dann wahrscheinlich an der leidigen
Kostenfrage gescheitert sein dürfte. In Neumarkt/Oberpfalz noch
Zeichnungen hinterlassend, verliert sich sein Weg, bis plötzlich in
der Schweiz und in Oberitalien Skizzen Hofmanns auftauchen, die er neben
seiner lebensnotwendigen Maler- und Anstreichertätigkeit anfertigte.
Nach einer sicher damals beschwerlichen Wanderung kehrte Hofmann nach
Pfullendorf zurück und eröffnete 1891 ein Malergeschäft,
in welchem er acht Gesellen beschäftigte.
Seine unermüdliche Schaffenskraft drückt sich wohl am besten
darin aus, daß er trotz seines fortschreitenden Lungenleidens
zwischen 1918 und seinem Todesjahr 1929 nachweisbar 605 Ölbilder
schuf. Walter Rusch will am 15. Januar im Rahmen eines Vortrages an der
Volkshochschule das Leben Hofmanns aufrollen.
Übrigens steht im Ausstellungsraum eine Glasvitrine, in welcher die
persönlichen Gebrauchsgegenstände Hofmanns gezeigt werden.
© Südkurier, Nr. 290 vom 17.12.1982
Pfullendorf: Gebsen Tor
(© Bernd Pohl)
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